Die AUGE Oberösterreich geht mit ihrem Wahlkampfthema eines Führerscheins für Vorgesetzte nun in die Offensive.
Martin Gstöttner: „Unter falschem Führungsverhalten zu leiden, ist eine Erfahrung, mit der fast jeder und jede schon einmal konfrontiert worden ist. Entweder persönlich oder durch Betroffene im Familien- und Bekanntenkreis. “
Bei der konstituierenden Sitzung der AK-Vollversammlung am 27. Mai wird von den fünf MandatarInnen ein entsprechender Antrag eingebracht, um die Qualität des Führungsverhaltens in den heimischen Betrieben so rasch als möglich zu verbessern.
„Auf zahlreichen Straßenständen im AK-Wahlkampf hat unsere Idee eines Führerscheins für Vorgesetzte die Menschen in ihren Bann gezogen,“ begründet Martin Gstöttner den raschen Vorstoß in der AK.
Martin Gstöttner, Landes- und Fraktionssprecher der AUGE Obwerösterreich:
„Unter falschem Führungsverhalten zu leiden, ist eine Erfahrung, mit der fast jeder und jede schon einmal konfrontiert worden ist. Entweder persönlich oder durch Betroffene im Familien- und Bekanntenkreis. All diesen Menschen und allen unseren WählerInnen sind wir im Wort. Für uns ist klar, dass unseren Forderungen auch Taten folgen. Und zwar jetzt.“
Geplant ist von den Alternativen und Grünen GewerkschafterInnen, dass der zuständige Ausschuss und die ExpertInnen der AK damit betraut werden, die gesetzlichen Rahmenbedingungen und konkreten Lehrinhalte eines gesetzlich verpflichtenden Führerscheins auszuarbeiten.
Breite Palette von Verhalten, das MitarbeiterInnen demotiviert
Zahlreiche Studien und Fachkommentatoren identifizieren falsches Führungsverhalten von Vorgesetzten als massives Problem. Die Palette des Fehlverhaltens ist breit gestreut:
- Mangelnde Anerkennung und Wertschätzung,
- Vorherrschen von Einweg-Kommunikation bis hin zur Kommunikationsverweigerung,
- zu viel Kontrolle und zu wenig Vertrauen,
- Nicht-Einbeziehung in Entscheidungsprozesse, mangelnde Information über Zielsetzungen und Veränderungen,
- Nicht-Aufgreifen von Anliegen, Anregungen und Verbesserungsvorschlägen der MitarbeiterInnen,
- Unkenntnis von rechtlichen Rahmenbedingungen,
- unklare oder unverlässliche Strukturen,
- Distanzlosigkeit, Grenzverletzungen … und so fort.
Massive Auswirkungen auf Gesundheit und Wirtschaftsstandort
„Die Auswirkungen betreffen einerseits die Arbeitsplatz- und damit Lebensqualität Zigtausender MitarbeiterInnen – mit der Folge eines statistisch nachweislich erhöhten Krankheitsrisikos“, betont Martin Gstöttner.
Laut der Langzeitstudie Whitehall II steigen Herz-Kreislauferkrankungen um den Faktor 2 bis 3 sowie Depressionen um den Faktor 5, wenn im Beruf die Wertschätzung fehlt. Und der Arbeitsklima-Index 2012 der Arbeiterkammer Oberösterreich zeigt eine Verdoppelung der Krankenstandstage bei Führungsverhalten, das von den Belegschaften als negativ eingeschätzt wird.
„Auf der anderen Seite gefährden Betriebe bzw. Abteilungen, in denen MitarbeiterInnen durch das Verhalten der Vorgesetzten eher behindert als gefördert werden auch ihren eigenen wirtschaftlichen Erfolg“, so Gstöttner. „Wenn Menschen, die ja etwas leisten wollen, systematisch frustriert und letztlich in die innere Kündigung getrieben werden – woher sollen dann neue, innovative Ideen und Impulse kommen?“
Sowohl dadurch als auch durch das erhöhte Krankheitsrisiko wird ein enormer volkswirtschaftlicher Schaden verursacht. Mit allen negativen Auswirkungen für den Arbeitsmarkt und den Wirtschaftsstandort.
Ein erster Schritt, ganz konkret und möglichst rasch
Martin Gstöttner abschließend:
„Selbstverständlich braucht es eine grundlegende Änderung des Umgangs mit den Beschäftigten im Sinne einer auch menschlich nachhaltigen Arbeitsorganisation. Dazu gibt es erprobte Steuerungsinstrumente, die flächendeckend und verpflichtend zum Einsatz kommen müssen.
Aber das sind Veränderungen, die nicht von heute auf Morgen passieren. Deshalb ist es für die Menschen, die tagtäglich von falschem Führungsverhalten betroffen sind, umso wichtiger, dass wir auf diesen Weg mit konkreten Schritten beginnen, die sich rasch und unmittelbar auswirken.
Und genau dazu ist der verpflichtende Führerschein für Vorgesetzte gedacht: Eine erste Maßnahme, die sich gezielt und kurzfristig umsetzen lässt.“